Chinas Gesetzeshüter führen bereits seit einiger Zeit eine für das Land ungewöhnliche, öffentliche Debatte über ein heikles Thema: Müssen bezahlte sexuelle Dienstleistungen, besser bekannt als “Happy End” (HJ), in Massagesalons als Straftat gesehen werden, auch wenn es nicht wirklich zum Geschlechtsverkehr kommt?

Obwohl Prostitution in China illegal ist, werden die Grenzen mit einer bisher noch nie da gewesenen Offenheit von den Gerichten, der Polizei und den Staatsmedien, einschließlich der bekanntesten und in der Regel sehr kritischen Zeitung, der Kommunistischen Partei, verhandelt.
“Jede Stadt oder Region hat seine eigenen Normen, wenn es um die Frage geht, ob ein Masturbationsservice als Straftat gesehen werden muss oder eben nicht; eine einheitliche Rechtsauslegung ist dringend erforderlich,” wie ein Titel der People’s Daily Zeitung, die sich meistens mit Partei bezogenen ideologischen Fragen beschäftigt, besagt.
Die Diskussion handelt von sexuellen Dienstleistungen, die von Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen, in oftmals billigen Massage- oder Friseursalons, die ihre Kunden mit fantasievollen Aufmachern wie “Hitting the Airplane” (ein Euphemismus für die Ejakulation) und “Brustmassage” locken, durchgeführt werden.
Obwohl Polizeieinsätze in Peking und anderen chinesischen Städten nicht ungewöhnlich sind, waren Zeitungsberichte, die über eine Razzia im Süden der Provinz Guangdong berichteten der Grund dafür, dass dieser “Service” aktuell überhaupt in der Vordergrund getreten ist.
Die Polizei in Fishan verhaftete Mitarbeiter eines Friseursalons aufgrund der Durchführung sexueller Dienstleistungen. Jedoch wurde die Anklage wegen vermeintlicher Prostitution fallen gelassen.
Bereits im letzten Jahr wurde ein Präzedenzfall erstellt, als der “Foshan Intermediate People’s Court” ein Urteil gegen eine Gruppe von Salonmitarbeitern, unter denen sich auch drei Manager befanden, die zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe, für “organisierte Prostitution” verurteilt wurden, ablehnte.
Die Urteile und Präzedenzien werden mittlerweile von Anwälten behandelt, wenn es sich um sexuelle Dienstleistungen handelt, wobei keine Geschlechtsorgane im Spiel sind, wie beispielsweise beim Oralverkehr, und oftmals auch Tabuthemen, die mittlerweile das Interesse der Öffentlichkeit geweckt haben.
Die Frage ist, ob solche Dienste als Prostitution gesehen werden können, wenn überhaupt kein Geschlechtsverkehr stattgefunden hat.
Technisch gesehen “nein”. Zumindest laut des höchsten Gerichtes der Provinz Guandong, die folglich sagt, dass solche Dienstleistungen außerhalb der gesetzlichen Definition von Prostitution fallen!
Dennoch schreibt der Richter auf seinem offiziellen Mikro-Blog, dass es endlich Zeit werde, dass der Gesetzesgeber in dieser Angelegenheit Deutlichkeit schaffe, denn obwohl es keine Rechtsgrundlage für eine Strafverfolgung gibt, kann das Gewähren dieser sexuellen Dienstleistungen unkalkulierbare Schäden in der sozialen Ordnung anrichten.

Das hohe Gericht im Osten von Zhejiang verkündete ebenfalls, dass wenn es nicht zum Geschlechtsverkehr komme, man nicht von Prostitution sprechen könne. Die Polizei der Hauptstadt Peking, im Süden Guiyangs und andere stimmen dem jedoch nicht zu. Die Diskrepanz dieser Standpunkte ist, in einer Gesellschaft in der die Polizei, Staatsanwälte und Richter oft als ein Ganzes gesehen, äußerst ungewöhnlich.
Die Diskussion zeigt außerdem, wie viel freier die Einstellung städtischer Chinesen wird, wenn es um eine Steigerung des Wohlstandes und eine Verringerung der staatlichen Kontrollen der persönlichen Freiheiten geht.
Im Ländlichen Raum bleiben die “Normen und Werte” jedoch meistens traditioneller und solche Diskussionen sind schlichtweg nicht vorhanden.
Es ist noch nicht ganz so lange her (sogar noch in den Achtzigerjahren), dass die Organisation oder die Ausübung der Prostitution mit dem Tod bestraft wurde.
Es ist übrigens in China immer ein offenes Geheimnis gewesen, dass in vielen Massagesalons die Massage traditionell mit einem “Happy End” beendet wurde, ohne dass die Kunden dafür mehr Geld bezahlen mussten oder es einfach taten.
Solange diese Dinge nicht zu sehr an die Öffentlichkeit gelangten, wurde kaum etwas dagegen unternommen.
Seit der wirtschaftlichen Expansion und der Aufgeschlossenheit des Landes, hat die Anzahl der Massagesalons und Friseurläden in den großen Städten Chinas jedoch stark zugenommen. Viele chinesische Frauen aus dem ländlichen Raum suchten Arbeit in den Städten, in denen der Verdienst fünf Mal so hoch war.
Unqualifiziert wie sie sind, finden sie nur in billigen Massage- und Friseursalons, unter menschenunwürdigen Zuständen, einen Job. Die Alternative wäre die Arbeit in einer Fabrik, wo die Zustände jedoch auch nicht viel besser sind.
Obwohl die Polizei regelmäßig hart und massiv gegen diese Verbreitung vorgeht, bekämpft man weiterhin nur die Symptome und nicht die Ursache und spricht man außerdem von Korruptionen unter den Regierungsbeamten, die gegen gute Bezahlung schon mal ein Auge zudrücken.
Die Undeutlichkeit und Diskrepanz bei dieser Materie tut sein Übriges dazu.
In Europa ist der Gesetzgeber jedoch deutlich, wenn es um sexuelle Dienstleistunden, wie das “Happy End” geht. Somit wird das sogenannte “Happy End” als Prostitution gesehen und ist nur dann erlaubt, wenn der Betreiber des Salons oder der Masseur/die Masseurin über eine dafür erforderliche Genehmigung verfügen.